Dienstag, 8. April 2014

Vier ungewöhnliche Frauen und ihr Weg ins Leben




Commencement
J. Courtney Sullivan
Vintage-Verlag
10,90 €

Amazon


Auf dieses Buch stieß ich, als ich mich in einer französischen Buchhandlung nach einer Lektüre umsah, die mein französisches Textverständnis aufbessern würde. Obwohl ich wusste, dass die Autorin Amerikanerin ist und das Buch somit nur eine Übersetzung war, zog es mich so magisch an, dass ich es einfach kaufen musste. 

In "Commencement", bzw. "Les débutantes" auf Französisch, geht es um vier junge Frauen Mitte zwanzig: Bree, Celia, April und Sally. Kennen und lieben gelernt haben sie sich im Smith College, einer Hochburg feministischer Kultur. Denn: Das Smith College wird nur von jungen Frauen besucht. Mittlerweile haben sie längst die Seifenblase des Colleges verlassen, gehen ihre eigenen Lebenswege und bemühen sich, ihre Freundschaft aufrechtzuerhalten, was manchmal gar nicht so leicht ist. Es ist Sallys Hochzeit, die alle vier räumlich wieder zusammenbringt. Und als eine von ihnen verschwindet, finden sie auch in ihren Herzen wieder zueinander ...

Mich hat der Klappentext sehr an das Jugendbuch "Eine für vier" erinnert, das mich seinerzeit völlig in seinen Bann zog und wohl auch der Grund dafür ist, dass ich bei "Les débutantes" so schnell zugriff. Bereut habe ich den Kauf keineswegs! DIe Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht der vier Protagonistinnen erzählt. Je nach Perspektive erfährt man einiges über das aktuelle Leben der jungen Frau und ihrer Vergangenheit. So erfährt man nach und nach, woher die vier kommen, wie sie sich kennen gelernt haben und was sie zusammen erlebt haben, immer vermischt mit dem aktuellen Geschehen. Zugegeben: Die langen Rückblenden sind hauptsächlich im Erzählerbericht geschrieben und wenig lebhaft, man muss schon weiterlesen wollen. Das Buch hat seine Längen, für 543 Seiten passiert (effektiv) relativ wenig. Zwischenzeitlich habe ich es auch beiseite gelegt, da ich der Meinung war, wirklich genug von der Vergangenheit der Protagonistinnen erfahren zu haben, ich fragte mich, wann die eigentliche Handlung einmal voranschreiten würde. Für diese Schwäche gibt es auch leider einen großen Abzug.

Handlungsstruktur, das ist nicht wirklich Sullivans Stärke - aber sie schafft es, Bilder vor dem inneren Auge des Lesers entstehen zu lassen. Man flaniert mit den Mädchen über den Campus, läuft durch das Refektorium und den Korridor mit den zahlreichen offenen Zimmertüren, die den Leser einladen, einzutreten und seine Bewohner kennenzulernen. Sullivan berichtet uns durch die vier Mädchen nicht nur von Zweifeln und Ängsten junger Frauen Mitte zwanzig, sie hebt das Ganze auf eine höhere Ebene. Sie erzählt von Feminismus und dessen Ausprägungen, von Greueltaten, die gegen Frauen verübt werden, vom dadurch verursachten Leid überall in der Welt, von Homosexualität und deren Nicht-Akzeptanz, von unterschiedlichen Lebensentwürfen, Tabubruch, Risiken und Gefahren. Ihr gelingt es, ihren Charakteren Authentizität zu verleihen. Klischees finden sich durchaus auch in "Les débutantes" wieder, doch werden sie auch als solche von den Protagonistinnen erkannt und ironisiert. 

Spannend ist dieses Buch nicht. In vielerlei Hinsicht ist es vorhersehbar. Aber darum geht es auch nicht: Neben seinem informativen Charakter soll das Buch vor allem die unterschiedliche Lebenswege/-entwürfe von vier Frauen darstellen, denen ein gemeinsames Streben nach Unabhängigkeit zugrundeliegt. Gerade junge Frauen sollen dabei zum Denken angeregt werden. Ich persönlich fand es horizonterweiternd und lesenswert, kann es also nur empfehlen.







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